Zeig‘ Dich!

Sep 12, 2023

Bild von Markus Jung

„Komme gleich!“

„Bin im Garten.“

„freue mich“

Bestimmt kennst Du solche Sätze. Ich höre sie in der Arbeit, beim Einkaufen, lese sie in Mails oder auf handgeschriebenen Zetteln. Bei all diesen und ähnlichen Sätzen fehlt etwas.

Vielleicht kennst Du auch das Gefühl, nur zu funktionieren? Oder sogar funktionieren zu „müssen“? Kommt Dir manchmal der Gedanke, dass alle anderen und deren Bedürfnisse wichtiger sind als Du und deine Bedürfnisse?

Vor allem bei Frauen sehen die Prioritäten oft folgendermaßen aus:

  1. Kinder
  2. Arbeit
  3. Ehemann
  4. Haushalt
  5. Verwandte, Freunde, Ehrenamt

….

und erst ziemlich weit hinten auf der Liste steht:

 

Ich

Ganz klein und wahrscheinlich bei vielen sogar mit einem Fragezeichen versehen. Erst wenn die Arbeit gemacht, die Kinder versorgt, der Haushalt erledigt, der Mann zufrieden ist, vielleicht noch die Freundin getröstet, die Oma besucht und der Kuchen für das Schulfest gebacken ist, dann nehmen sich diese Frauen Zeit für sich. Es sei denn, es kommt etwas dazwischen, wie eine Frage der Kinder oder der Mann mit „Schatz, wo ist …?“. Schon steht sie wieder auf, beantwortet die Frage, zeigt oder bringt dem Mann, was er sucht.

 

‚Endlich einmal Zeit für mich haben, etwas von den Dingen tun, die ich gerne tue‘ – danach sehnen sich manche. Doch irgendwie bleibt dafür nie Zeit.

Sprache wirkt. So wie ich spreche, so denke ich. Meine Art zu sprechen, erzeugt eine Wirkung: bei mir selbst und bei anderen.

Bei den Sätzen: „Komme gleich!“, „Bin im Garten.“, „freue mich“ fehlt etwas. Was offen bleibt ist:

 

WER gleich kommt,

WER im Garten ist,

WER sich freut.

 

‚Das bin ja nur ich‘, denkst Du jetzt vielleicht. Vielleicht denkst Du auch, ‘das ist doch klar, das brauche ich nicht extra sagen. Das spare ich mir.‘

Ach so, das bist also „nur“ Du?! Deine Art zu sprechen zeigt etwas darüber, wie Du Dich siehst. Wenn Du es nicht einmal „wert“ bist, in Deiner Sprache vorzukommen – wie willst Du Dir Zeit und Raum für Dich im Alltag schaffen?

Bei LINGVA ETERNA® habe ich kennengelernt, wie stark sich meine Art zu sprechen auf mich und meinen Alltag auswirkt.

Nun lade ich Dich ein, Dich selbst in deiner Sprache zu zeigen. Dort vorzukommen und aufzutauchen. Es ist nur ein Wort – 3 Buchstaben – so viel Zeit wirst du haben!

Vielleicht machst Du die Erfahrung, dass Du dadurch nicht nur in Deiner Sprache mehr anwesend bist. Plötzlich gibt es viel mehr „ich“ in Deinem Leben. Manchmal gelingt es Dir durch den Weg über die Sprache leichter, in Deinem Leben mehr vorzukommen und Zeit für Dich zu haben.

Einen Versuch ist es wert, oder?!

 

Am April war ich als Teilnehmerin bei den Erlebnistagen der Traumfabrik Regensburg. Ich nahm am Workshop „Lebendiges Sprechen für Alltag und Beruf“ teil. Für eine anstehende Lesung aus meinem Buch „Ich muss dir was sagen“ wollte ich mir dort ein paar Impulse mitnehmen, wie ich die Lesung für die Zuhörer lebendiger gestalten konnte.

Nach einem ersten Durchgang fragte mich der Dozent: „Was willst Du erreichen?“ „Ich will die Leute NEUGIERIG machen“, sagte ich. „Ok, dann geh bitte in genau diese Haltung: Du willst die Leute NEUGIERIG machen. Verinnerliche Dir das. Und dann lies den Text noch einmal.“

Vielleicht hast Du auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es Dir in einer Situation ganz leicht gelingt, einem anderen Menschen zum Beispiel etwas lebhaft zu erzählen. Trotzdem gibt es Situationen, in denen gelingt Dir das überhaupt nicht. Oft hat das etwas mit dem Subtext zu tun.

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache stellt zum Begriff Subtext zwei Definitionen bereit:

  1. „einem Kunstwerk, besonders einer erzählenden Dichtung zugrundeliegender Text, Texthintergrund“
  2. „unterschwellig mitgeteilte Meinung, verborgene Botschaft; Nebenbedeutung, Unterton

Genau die zweite Bedeutung – die unterschwellig mitgeteilte Meinung, der Unterton sind es, die sich auf die Sprache (und vieles mehr) auswirken.

Ich habe das Wort Subtext zum ersten Mal in meiner Musicalgruppe kennengelernt. Meiner Regisseurin dort war es wichtig, uns möglichst viele Informationen zu unseren Rollen zu geben. Auch solche, die aus dem Text selbst nicht hervorgehen. In den Proben fragte sie dann immer wieder beispielsweise: „Wie stehst Du in Deiner Rolle zu dem, was gerade passiert? Wie findest Du das?“ oder auch „Wie stehst Du zu der Person, mit der Du gerade interagierst?“

Der Subtext ändert etwas daran, wie ich mich verhalte, wie ich mich bewege und auch an der Art, wie ich spreche – je nachdem, mit welchem Subtext ich in der Situation bin.

Falls Du die Wirkung eines Subtextes selbst ausprobieren willst:

  • Lies jemandem einen Text vor und denke dabei: „Das interessiert den sowieso nicht.“

Und dann nimm denselben Text, lies ihn noch einmal vor und denke Dir dabei:

„Das ist eine großartige neue Information für meinen Zuhörer, die ich hier teile.“

Ich bin mir sicher, Du wirst einen Unterschied merken.

Der Text, den ich aus meinem Buch vorgelesen habe, kam bei den Zuhörern mit dem Subtext „Ich will Euch NEUGIERIG machen“ intensiver und lebendiger an als im Durchgang vorher.

Wofür diese Information in Deinem Alltag gut sein kann?

Wenn Du zum Beispiel als Verkäufer in eine Verhandlung gehst und Dir denkst „die anderen Produkte sind sowieso viel besser“ oder „eigentlich ist unser Produkt viel zu teuer“ – wird Dein Kunde das merken.

Wenn Du eine Präsentation hältst mit den Gedanken „das interessiert die eh nicht“ – dann wird Deine Präsentation bei den Zuhörern vermutlich weniger Interesse wecken. Weniger, als wenn Du der Meinung bist, dass das, worüber Du sprichst, Deine Zuhörer weiterbringen wird.

Es lohnt sich also, vor (und auch in) einem Gespräch, für Dich wahrzunehmen, welcher Subtext gerade wirkt. Und aus diesem Text gegebenenfalls einen Text zu machen, der Dich Deinem Gesprächsziel näherbringt. Sinnvollerweise nur dann, wenn das mit der Realität vereinbar ist und Du ehrlich zu dem stehen kannst, was Du sagst.

Hast Du auch schon einmal erlebt, wie sich ein Subtext auf eine Gesprächssituation ausgewirkt hat?