Im alten Muster

Jan 11, 2024

Bild von Markus Jung

Neulich war ich seit langem wieder einmal in der Boulderhalle. Ich mache das gerne, es macht mir viel Spaß. Ich habe nur ein „kleines“ Problem mit der Höhe. Mir wird es an der Wand schnell zu hoch. Da ich eher wenig Kraft in den Armen habe, wird es mir ab einer Höhe von vielleicht 2 m zu „gefährlich“.

Dann geht mein Kopfkino los. Was ist, wenn mein Fuß jetzt abrutscht? Oder was ist, wenn ich den nächsthöheren Griff nicht gut erwische? Oder von dort aus nicht mehr zurück komme? Aus dieser Höhe will ich weder springen geschweige denn runterfallen.

Ich traue meiner Kraft und meinen Fähigkeiten in dieser Situation nicht. Ich merke die Angst vor dem, was passieren könnte. Die Folge: meist wähle ich dann den sicheren Weg und klettere wieder zurück. Ich habe auch schon andere Erfahrungen gemacht: Dass es machbar ist. Dass ich es schaffe.

Trotzdem wähle ich oft den „sicheren“ Weg. Lieber klettere ich wieder nach unten als etwas zu riskieren und mich dabei evtl. zu verletzen. Damit bediene ich mein altes, gewohntes Muster und falle immer wieder dahin zurück.

Kennst Du das auch?

Wo fällst Du immer wieder in alte Muster zurück?

In Verhaltensmuster zum Beispiel oder Denkmuster?

Wie sieht es bei Deiner Sprache aus?

Gibt es auch da Muster, die Du gewohnt bist und die Du immer wieder nutzt?

Zum Beispiel bestimmte Lieblingswörter, die Du gerne und zahlreich in Deine Sätze einbaust?

Bestimmte Redewendungen oder Floskeln?

Als ich begonnen habe, bewusst auf meine Sprache zu achten und bewusst mit den Wörtern umzugehen, die ich täglich nutze, hat sich vieles in meinem Leben geändert. Mein Lebensgefühl zum Beispiel, obwohl die Rahmenbedingungen die gleichen geblieben sind.

Wörter wirken – und zwar viel mehr als Du Dir vorstellen kannst.

Wenn Du Lust hast, in diesem Jahr etwas Neues auszuprobieren, ist der Blick auf Deine Sprache ein guter Einstieg. Wer weiß, was daraus entsteht.

Ich wünsche Dir ein gesundes, friedvolles und segensreiches Jahr 2024!

Am April war ich als Teilnehmerin bei den Erlebnistagen der Traumfabrik Regensburg. Ich nahm am Workshop „Lebendiges Sprechen für Alltag und Beruf“ teil. Für eine anstehende Lesung aus meinem Buch „Ich muss dir was sagen“ wollte ich mir dort ein paar Impulse mitnehmen, wie ich die Lesung für die Zuhörer lebendiger gestalten konnte.

Nach einem ersten Durchgang fragte mich der Dozent: „Was willst Du erreichen?“ „Ich will die Leute NEUGIERIG machen“, sagte ich. „Ok, dann geh bitte in genau diese Haltung: Du willst die Leute NEUGIERIG machen. Verinnerliche Dir das. Und dann lies den Text noch einmal.“

Vielleicht hast Du auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es Dir in einer Situation ganz leicht gelingt, einem anderen Menschen zum Beispiel etwas lebhaft zu erzählen. Trotzdem gibt es Situationen, in denen gelingt Dir das überhaupt nicht. Oft hat das etwas mit dem Subtext zu tun.

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache stellt zum Begriff Subtext zwei Definitionen bereit:

  1. „einem Kunstwerk, besonders einer erzählenden Dichtung zugrundeliegender Text, Texthintergrund“
  2. „unterschwellig mitgeteilte Meinung, verborgene Botschaft; Nebenbedeutung, Unterton

Genau die zweite Bedeutung – die unterschwellig mitgeteilte Meinung, der Unterton sind es, die sich auf die Sprache (und vieles mehr) auswirken.

Ich habe das Wort Subtext zum ersten Mal in meiner Musicalgruppe kennengelernt. Meiner Regisseurin dort war es wichtig, uns möglichst viele Informationen zu unseren Rollen zu geben. Auch solche, die aus dem Text selbst nicht hervorgehen. In den Proben fragte sie dann immer wieder beispielsweise: „Wie stehst Du in Deiner Rolle zu dem, was gerade passiert? Wie findest Du das?“ oder auch „Wie stehst Du zu der Person, mit der Du gerade interagierst?“

Der Subtext ändert etwas daran, wie ich mich verhalte, wie ich mich bewege und auch an der Art, wie ich spreche – je nachdem, mit welchem Subtext ich in der Situation bin.

Falls Du die Wirkung eines Subtextes selbst ausprobieren willst:

  • Lies jemandem einen Text vor und denke dabei: „Das interessiert den sowieso nicht.“

Und dann nimm denselben Text, lies ihn noch einmal vor und denke Dir dabei:

„Das ist eine großartige neue Information für meinen Zuhörer, die ich hier teile.“

Ich bin mir sicher, Du wirst einen Unterschied merken.

Der Text, den ich aus meinem Buch vorgelesen habe, kam bei den Zuhörern mit dem Subtext „Ich will Euch NEUGIERIG machen“ intensiver und lebendiger an als im Durchgang vorher.

Wofür diese Information in Deinem Alltag gut sein kann?

Wenn Du zum Beispiel als Verkäufer in eine Verhandlung gehst und Dir denkst „die anderen Produkte sind sowieso viel besser“ oder „eigentlich ist unser Produkt viel zu teuer“ – wird Dein Kunde das merken.

Wenn Du eine Präsentation hältst mit den Gedanken „das interessiert die eh nicht“ – dann wird Deine Präsentation bei den Zuhörern vermutlich weniger Interesse wecken. Weniger, als wenn Du der Meinung bist, dass das, worüber Du sprichst, Deine Zuhörer weiterbringen wird.

Es lohnt sich also, vor (und auch in) einem Gespräch, für Dich wahrzunehmen, welcher Subtext gerade wirkt. Und aus diesem Text gegebenenfalls einen Text zu machen, der Dich Deinem Gesprächsziel näherbringt. Sinnvollerweise nur dann, wenn das mit der Realität vereinbar ist und Du ehrlich zu dem stehen kannst, was Du sagst.

Hast Du auch schon einmal erlebt, wie sich ein Subtext auf eine Gesprächssituation ausgewirkt hat?