Wie ich meinem eigenen Unternehmen schadete

Feb 19, 2024

Geld verbrennen, Kosten, Schaden

Situation 1: Meine Buchhalterin spricht mich an. Sie hat einen Zahlungseingang, den sie nicht auf Anhieb zuordnen kann. Ich zeige ihr, wie sie im System schnelle und einfach die entsprechende Rechnung finden kann. Als wir im Rechnungsordner nachschauen, fällt uns auf, dass diese Rechnung nicht im Ordner zu finden ist.

Situation 2: Ich treffe auf eine Mitarbeiterin aus dem Fitnessbereich, die meines Wissens auch für genau diese Rechnungen zuständig ist. Ich sage ihr, dass sie bitte künftig je ein Duplikat der Rechnung ausdrucken und im Ordner ablegen soll. Damit die Buchhalterin die Zahlungseingänge zuordnen kann. Sie sagt, sie gibt die Information an den Kollegen aus dem Fitnessbereich weiter, da sie selbst noch nicht so viele Rechnungen geschrieben hat.

Situation 3, 1 Tag später: Ich bekomme von dem Mitarbeiter aus dem Fitnessbereich eine Nachricht mit folgendem Inhalt: Ich habe eine Excel-Liste für die Buchhaltung erstellt. In ihr sind die Daten zur Rechnung aufgeführt und die Buchhaltung kann darüber den Zahlungseingang prüfen und einpflegen….

Ich bin verwirrt und frage nach, ob er mit der Buchhalterin gesprochen hat und ob sie diese Liste angefordert hat. Alle Daten, die manuell in die Excel-Liste eingetragen werden, sind im System bereits vorhanden.

Auf meine Nachfrage und Verwunderung hin, was eine zusätzliche Liste soll, die bereits vorhandene Daten auflistet und die von mindestens 2 Menschen bearbeitet wird, wird mir klar, wo der Fehler lag. Bei mir und meiner Kommunikation.

  1. Fehler: Falscher Ansprechpartner – Die Mitarbeiterin war nicht die richtige Ansprechpartnerin. Spätestens auf ihre Aussage hin, dass sie selbst noch nicht so oft die Rechnungen geschrieben hat, um die es geht, hätte ich das merken können. Und dann die Angelegenheit direkt mit dem zuständigen Mitarbeiter klären.

2. Fehler: Ich habe nicht überprüft, ob meine Botschaft richtig angekommen ist.

Ich wusste, worum es geht und was ich will. Die Mitarbeiterin nicht. Sie hatte eine Vermutung. Allerdings waren in dieser Vermutung einige Lücken, die sie mit den Ideen, die sie dazu im Kopf hatte, ergänzt hat. So hat sie es dem Kollegen weitergegeben. Ähnlich wie bei der Flüsterpost kam dann beim Kollegen etwas ganz anderes an, als beabsichtigt war.

Diese Fehler in meiner Kommunikation haben dazu geführt, dass der Mitarbeiter sich hingesetzt hat und Zeit darin investiert hat, eine Excel-Liste zu erstellen. Rechne ich die Zeit für das Gespräch mit der Kollegin, das Gespräch unter den Kollegen und die Kommunikation zwischen dem Mitarbeiter und mir, um die Angelegenheit zu klären, dazu, bin ich bei mindestens 1 Stunde Arbeitszeit (oder mehr!). Die komplett sinnfrei war und die definitiv wesentlich effektiver genutzt werden kann als es der Fall war.

 

Wieviel Arbeitszeit geht Deinem Unternehmen durch Kommunikationsfehler verloren?

Am April war ich als Teilnehmerin bei den Erlebnistagen der Traumfabrik Regensburg. Ich nahm am Workshop „Lebendiges Sprechen für Alltag und Beruf“ teil. Für eine anstehende Lesung aus meinem Buch „Ich muss dir was sagen“ wollte ich mir dort ein paar Impulse mitnehmen, wie ich die Lesung für die Zuhörer lebendiger gestalten konnte.

Nach einem ersten Durchgang fragte mich der Dozent: „Was willst Du erreichen?“ „Ich will die Leute NEUGIERIG machen“, sagte ich. „Ok, dann geh bitte in genau diese Haltung: Du willst die Leute NEUGIERIG machen. Verinnerliche Dir das. Und dann lies den Text noch einmal.“

Vielleicht hast Du auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass es Dir in einer Situation ganz leicht gelingt, einem anderen Menschen zum Beispiel etwas lebhaft zu erzählen. Trotzdem gibt es Situationen, in denen gelingt Dir das überhaupt nicht. Oft hat das etwas mit dem Subtext zu tun.

Das digitale Wörterbuch der deutschen Sprache stellt zum Begriff Subtext zwei Definitionen bereit:

  1. „einem Kunstwerk, besonders einer erzählenden Dichtung zugrundeliegender Text, Texthintergrund“
  2. „unterschwellig mitgeteilte Meinung, verborgene Botschaft; Nebenbedeutung, Unterton

Genau die zweite Bedeutung – die unterschwellig mitgeteilte Meinung, der Unterton sind es, die sich auf die Sprache (und vieles mehr) auswirken.

Ich habe das Wort Subtext zum ersten Mal in meiner Musicalgruppe kennengelernt. Meiner Regisseurin dort war es wichtig, uns möglichst viele Informationen zu unseren Rollen zu geben. Auch solche, die aus dem Text selbst nicht hervorgehen. In den Proben fragte sie dann immer wieder beispielsweise: „Wie stehst Du in Deiner Rolle zu dem, was gerade passiert? Wie findest Du das?“ oder auch „Wie stehst Du zu der Person, mit der Du gerade interagierst?“

Der Subtext ändert etwas daran, wie ich mich verhalte, wie ich mich bewege und auch an der Art, wie ich spreche – je nachdem, mit welchem Subtext ich in der Situation bin.

Falls Du die Wirkung eines Subtextes selbst ausprobieren willst:

  • Lies jemandem einen Text vor und denke dabei: „Das interessiert den sowieso nicht.“

Und dann nimm denselben Text, lies ihn noch einmal vor und denke Dir dabei:

„Das ist eine großartige neue Information für meinen Zuhörer, die ich hier teile.“

Ich bin mir sicher, Du wirst einen Unterschied merken.

Der Text, den ich aus meinem Buch vorgelesen habe, kam bei den Zuhörern mit dem Subtext „Ich will Euch NEUGIERIG machen“ intensiver und lebendiger an als im Durchgang vorher.

Wofür diese Information in Deinem Alltag gut sein kann?

Wenn Du zum Beispiel als Verkäufer in eine Verhandlung gehst und Dir denkst „die anderen Produkte sind sowieso viel besser“ oder „eigentlich ist unser Produkt viel zu teuer“ – wird Dein Kunde das merken.

Wenn Du eine Präsentation hältst mit den Gedanken „das interessiert die eh nicht“ – dann wird Deine Präsentation bei den Zuhörern vermutlich weniger Interesse wecken. Weniger, als wenn Du der Meinung bist, dass das, worüber Du sprichst, Deine Zuhörer weiterbringen wird.

Es lohnt sich also, vor (und auch in) einem Gespräch, für Dich wahrzunehmen, welcher Subtext gerade wirkt. Und aus diesem Text gegebenenfalls einen Text zu machen, der Dich Deinem Gesprächsziel näherbringt. Sinnvollerweise nur dann, wenn das mit der Realität vereinbar ist und Du ehrlich zu dem stehen kannst, was Du sagst.

Hast Du auch schon einmal erlebt, wie sich ein Subtext auf eine Gesprächssituation ausgewirkt hat?